Allgemeine Fragen zur Digitalisierung an Schulen
Was heißt eigentlich „digitales Lernen“?
Welche Konsequenzen hat die Digitalisierung für Lehrerinnen und Lehrer?
Wird es ein eigenes Fach „Medienbildung“ geben?
Wann soll das Lernen mit digitalen Medien starten?
Lernt man nicht durch Begreifen (analoge Bücher) besser?
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Was heißt eigentlich „digitales Lernen“?
Der Begriff „digitales Lernen“ wird in Niedersachsen nicht verwendet. Es geht nicht darum, überall und bei jedem Thema digitale Tools zu verwenden, sondern es geht darum, das Lernen mit und über Medien dort einzubinden, wo es pädagogisch sinnvoll oder notwendig ist. Es geht um Lehren und Lernen in einer zunehmend digitalen Welt. Unter diesem Blickwinkel werden sich die Lehr- und Lernformen ebenso verändern wie die Inhalte der Lehrpläne.
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Werden in den Schulen auch der Umgang mit den (sozialen) Medien, die Konsequenzen der Digitalisierung aufs gesamte Leben und den Arbeitsmarkt thematisiert?
In Niedersachsen werden drei sich ergänzende Perspektiven auf Bildung in der digitalen Welt verfolgt:
Technologische Perspektive: Wie und warum funktioniert das?
Die technologische Perspektive hinterfragt und bewertet die Funktionsweise der Systeme, die die digitale vernetzte Welt ausmachen. Sie gibt Antworten auf die Frage nach den Wirkprinzipien von Systemen, auf Fragen nach deren Erweiterungs- und Gestaltungsmöglichkeiten. Sie erklärt verschiedene Phänomene mit immer wiederkehrenden Konzepten. Dabei werden grundlegende Problemlösestrategien und -methoden vermittelt. Sie schafft damit die technologischen Grundlagen und Hintergrundwissen für die Mitgestaltung der digitalen vernetzten Welt.
Gesellschaftlich-kulturelle Perspektive: Wie und warum wirkt das?
Die gesellschaftlich-kulturelle Perspektive untersucht die Wechselwirkungen der digitalen vernetzten Welt mit Individuen und der Gesellschaft. Sie geht z. B. den Fragen nach: Wie wirken digitale Medien auf Individuen und die Gesellschaft, wie kann man Informationen beurteilen, eigene Standpunkte entwickeln und Einfluss auf gesellschaftliche und technologische Entwicklungen nehmen? Wie können Gesellschaft und Individuen digitale Kultur und Kultivierung mitgestalten?
Anwendungsbezogene Perspektive: Wie und wann nutze ich das?
Die anwendungsbezogene Perspektive fokussiert auf die zielgerichtete Auswahl von Systemen und deren effektive oder sogar effiziente Nutzung zur Umsetzung individueller und kooperativer Vorhaben. Sie geht Fragen nach, wie und warum Werkzeuge ausgewählt und genutzt werden. Dies erfordert eine Orientierung hinsichtlich der vorhandenen Möglichkeiten und Funktionsumfänge gängiger Werkzeuge in der jeweiligen Anwendungsdomäne sowie deren sichere Handhabung. Zum Anfang
Welche Konsequenzen hat die Digitalisierung für Lehrerinnen und Lehrer?
Die Arbeit von Lehrerinnen und Lehrern verändert sich durch die Digitalisierung genauso wie andere Arbeitsplätze. Dies bedeutet nicht, dass das bisherige Wissen nichts mehr wert ist. Im Gegenteil: Durch den professionell pädagogischen Blick wird das Lernen mit und über Medien in das fachliche Wissen integriert. Lehrkräfte benötigen hierfür zum einen eigene Medienkompetenz und zum anderen medienpädagogische Kompetenzen. Zurzeit werden phasenübergreifend sowohl die Ausbildung der Lehrkräfte an Universitäten als auch der Vorbereitungsdienst an Studienseminaren systematisch hinsichtlich Medienkompetenzen ergänzt. Für bereits aktive Lehrkräfte gibt es ein breites Angebot an Fortbildungsmaßnahmen. Mit den Angeboten der Medienberatung Niedersachsen stehen im Land ca. 80 medienpädagogische Beraterinnen und Berater für eine Prozessbegleitung der Schulen zur Verfügung.
Wird es ein eigenes Fach „Medienbildung“ geben?
Niedersachsenn verfolgt den fächerintegrativen und fächerübergreifenden Ansatz. Es wird davon ausgegangen, dass Medienkompetenzen in jedem Fach relevant sind und fächerübergreifend, also gemeinsam, vermittelt werden sollten. In Niedersachsen gibt es nicht ein einzelnes Fach, das dann alle Kompetenzen abdeckt. Dies entspräche auch nicht der Realität der digitalen Transformation in der Gesellschaft. Einen Schwerpunkt gibt es allerdings im Fach Informatik, welches vielerorts bereits als eigenständiges Unterrichtsfach angeboten wird. Es wird geprüft, ob Informatik als Pflichtfach implementiert wird. Aber auch in Informatik geht es nur um einen (wenn auch wesentlichen) Teil dessen, was Medienkompetenz ausmacht. Medienbildung ist in unserem Verständnis weit mehr. Weitere Infos finden Sie im Portal Medienbildung. http://www.nibis.de/nibis.php?menid=3447 Zum Anfang
Das Lernen mit und über Medien sollte die Lebenswelt der Kinder aufgreifen. Daher ist auch die Primarstufe bereits ein Ort, in dem Kinder Medienkompetenz erwerben können. In Niedersachsen ist derzeit allerdings nicht angedacht, dass auch Grundschülerinnen und Grundschüler über persönliche Endgeräte verfügen. Weiterhin geht es in der Grundschule um grundlegende Fähigkeiten im Lesen, Schreiben, Rechnen. Auch Bewegung ist natürlich ein wichtiges Element in dieser Phase. Aber da auch Grundschülerinnen und Grundschüler im privaten Bereich bereits digitale Medien nutzen, sollte der kritische Umgang damit geübt werden. Und anders herum sollten die differenzierenden, kreativen und kollaborativen Möglichkeiten digitaler Medien auch schon in der Grundschule genutzt werden.
Lernt man nicht durch Begreifen (analoge Bücher) besser?
Das Land Niedersachsen verfolgt das Konzept, dass digitale Medien EIN Lernwerkzeug von vielen sind. Sie werden im Unterricht dort verwendet, wo sie einen pädagogischen Nutzen versprechen. Darüber hinaus erfordert das Lernen mit und über Medien natürlich auch den Einsatz digitaler Medien.
Für Schülerinnen und Schüler ist heute der Einsatz von digitalen Medien ein wichtiger Zugang zur Welt. Besonders Kinder mit Behinderung profitieren dabei vom Einsatz digitaler Tools, zum Beispiel durch Vorlesefunktionen und eine insgesamt bessere Möglichkeit, Lerninhalte individualisiert zu gestalten. Zum Anfang
[1] Gesellschaft für Informatik (2016): Dagstuhl-Erklärung – Bildung in der digital vernetzten Welt, https://gi.de/fileadmin/GI/Hauptseite/Themen/Dagstuhl-Erkla__rung_2016-03-23.pdf (Seite zuletzt aufgerufen am 04.06.2018)